Sonntag, 13. September 2009

Filmrezension: District 9

District9In nicht allzu weit entfernter Zukunft schwebt über St. Petersburg Johannesburg (Danke an Krishna für diese Korrektur) ein Raumschiff, doch statt Technologie hat es nur hilflose Aliens mitgebracht. Mit diesem untypischen Konzept kommt frischer Wind ins Science-Fiction Genre.
Die Außerirdischen, die es nicht mehr zu ihrem Heimatplaneten schaffen, suchen Zuflucht auf der Erde, doch sind sie alles andere als willkommen und werden deshalb getrennt im Elendsviertel District 9 untergebracht. Als die Aliens in ein anderes Lager umgesiedelt werden sollen, wird der Leiter versehentlich mit einem Fluid infiziert, welches ihn langsam zu einem Alien mutieren lässt. Erst jetzt erkennt er, wie wenig Nobel die Motive der Menschen sind und wie wenig Respekt sie für anderes Leben haben. Doch nun ist er auf der Flucht, da seine Arbeitgeber ihn in Scheiben schneiden und genau analysieren wollen. Der einzige Ort wo er vor seiner eigenen Spezies in Sicherheit sein kann, ist District 9.
Der Film fängt fast als Dokumentation an. Immer wieder werden Interviews eingestreut, welche die Problematik schildern und der Hauptdarsteller wird durch die Erzählung anderer Personen eingeführt. Somit bekommt der Film in der ersten Hälfte den Charakter einer fiktiven Dokumentation. Ganz langsam und fortlaufend verschwinden diese Stilelemente aber und weichen einer Erzählweise und Kameraführung, die sich stark an die beiden Hauptcharaktere klammert, einen Menschen und einen Außerirdischen, die aus einer Notlage heraus zur Kooperation gezwungen sind und einen gemeinsamen Feind haben.
Jener gemeinsame Feind in Form einer privaten "Sicherheitsfirma", die auch noch Waffenproduzent ist, dient als Ressource für viele Splattereffekte, denn die Alien-Waffen verteilen menschliche Körperteile großzügig und gleichmäßig in der Umgebung. Somit wird auch für Fans weniger intelligenter Unterhaltung einiges geboten und trotz des geringen Budgets sind die zahlreichen Spezialeffekte außerordentlich gut gelungen - sprich ich konnte nur vermuten, was Effekt war und was nicht.
Die Sicherheitsfirma ist aber nicht nur zum Splatter-Spaß da, sondern trägt wesentlich zur Handlung bei, da sie stellvertretend für alle gesichtslosen Organisationen steht, die vor nichts zurückschrecken und Leute ausbeuten, die sich nicht wehren können. So geht auch diese Firma mit Brutalität statt Diplomatie gegen die Aliens vor und hat nur Geduld mit ihnen, da sie von deren Technologie profitieren wollen.
Ähnliche Ziele aber mit etwas anderem Ansatz verfolgen abergläubische Nigerianer, die sich ebenfalls im District 9 angesiedelt haben und jede Menge Alien Waffen horten, aber nicht benutzen können.
Somit zeigt der Film auch recht eindrucksvoll, was wohl passieren würde, wenn die Aliens zwar auf der Erde landen, aber keinen Vorteil für die Menschheit bringen würden. Gleichzeitig hält er der Gesellschaft auch einen Spiegel vor Augen, da dies in der Vergangenheit bereits des öfteren bestimmten Volksgruppen aufgrund anderer Ansichten geschehen ist.
Am Ende des Films bin ich somit zum Fazit von Rorschach aus Watchmen gekommen: "Humans are savage in nature."
Zwar stellt der Film schon von Anfang an die Menschen als hinterlistig und böse hin aber es geht in erster Linie um die Entwicklung des Hauptcharakters, der zu Beginn noch Idealist ist und durch seine Erfahrungen zunehmend eine etwas realistischer Haltung einnimmt und endlich, jetzt wo er nichts mehr tun kann, erkennt, was alles verkehrt läuft.
Viel Sympathie und Dramatik bekommt der Film dabei durch einen überaus intelligenten Außerirdischen, der die einzige Stütze und Hoffnung für den langsam mutierenden Menschen ist, der sich ironischerweise von seiner eigenen Spezies keine Hilfe sondern nur Ausbeutung erwarten kann.
Zudem gibt einem auch immer wieder die menschliche Natur zu denken, so wären die Aliens gut genug bewaffnet um halb Afrika einzunehmen, aber leben relativ friedlich in dem kleinen Gebiet, das sie bekommen haben. Außerdem kennen sie das Konzept von eigenem Besitz kaum und auch Hinterlist ist ihnen fremd.
District 9 kommt somit als actiongeladener, politischer und sozialkritischer, emotionaler Science-Fiction Film daher. Leider ist er trotz seinen starken Themen, tollen Erzählweise und interessanten Kameraführung in hohem Maße ein Science-Fiction Film und wird somit für einen großen Teil der Kinogänger dennoch ungenießbar bleiben.

Fazit: Für Science-Fiction Fans darf kein Weg um diesen Film führen. Alle anderen sollten vielleicht zuerst noch einen Trailer dazu anschauen.

9/10


-> IMDb


Wow, der Review ist wirklich lang geworden. Trotzdem gäbe es noch soviel mehr zu sagen, aber das werde ich doch bleiben lassen.

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