Mittwoch, 18. Januar 2012

Filmreview: Der Atem des Himmels



Reinhold Bilgeri verfilmt im wahrsten Sinn des Wortes in Eigenregie sein Buch „Der Atem das Himmels“ das eigentlich auf dem Drehbuch zum Film basiert.
In „Der Atem des Himmels“ wird die Geschichte des Lawinenunglücks von Blons in Vorarlberg (Österreich, Europa, Terra, Sol, Milchstraße) erzählt. Mit über 50 Toten war es das schwerste Lawinenunglück Vorarlbergs. Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte einer verarmten Adligen erzählt, die eine Lehrstelle im Bergdorf Blons antritt. Sie muss sich dabei erst an ein Leben unter Vorarlbergs Bergbewohnern gewöhnen, doch lernt sie schon bald ein paar Männer kennen, die an ihr Gefallen finden. Wie bereits erwähnt, kommt dann irgendwann die Lawine.
Reinhold Bilgeri hat bei diesem Film, abgesehen von der Romanze, großen Wert auf Authentizität gelegt und das merkt man auch. Er hat gut die damals typisch abweisende Haltung der Blonser (oder generell Vorarlberger – speziell in Bergregionen) eingefangen, sowie auch deren gesellschaftliche Struktur, Wertvorstellungen und einfach den Alltag dieser Zeit. Auch Kleidung, die Problematik der Nachkriegsjahre inklusive Besatzung und die Technologie wirken schön stimmig. Die Kamerafahrten sind sehr gut gelungen und fangen auch schön das Panorama und die Abgeschiedenheit ein und bei all dem hat er auch nicht auf den Humor vergessen. Man fühlt sich also wirklich in diese Zeit zurückversetzt und das Bergpanorama kann begeistern.
Bilgeri nimmt sich leider ziemlich viel Zeit heraus um die Themen anzugehen, wodurch es über eine Stunde geht, bis das titelgebende Ereignis endlich eintritt. Hier dürfte der Film durchaus etwas kürzer sein, denn irgendwann fragt man sich dann doch, inwiefern die Sachen jetzt noch für die Handlung relevant sind. Besonders dann, wenn die Lawine kommt und eh alles salopp gesagt für den Arsch ist. Etwas enttäuschend fand ich auch die Lawine inszeniert. Zwar ist sehr schön gefilmt, wie sie über den Boden hinwegfegt, aber hier hätte etwas CGI nicht geschadet, wo man sieht, wie sie sich löst und ins Tal hinab rast. Das hätte der ganzen Dramatik noch um einiges mehr Gewicht verliehen, auch wenn es so schon tragisch realistisch dargestellt wurde. Hier gebührt auch ein Kompliment, da dies trotz der Liebesgeschichte mit relativ wenig Kitsch über die Bühne geht und beklemmend authentisch wirkt. Gerade auch, wie die Leute sich nach der Lawine wieder zusammenraufen, ist glaubwürdig und ohne Pathos dargestellt. Dabei hilft es auch, dass viele Leute, mit denen man sich identifizieren kann, eingeführt wurden; wobei einige auch der Lawine zum Opfer fallen. Insgesamt wird also die Tragik der Lawine sehr gut transportiert nur eben nur auf emotionaler nicht visueller Ebene.
Leider sind gerade in der ersten Hälfte die Dialoge oft sehr hölzern vor und ich hatte einige Male den Eindruck, dass so einfach kein normaler Mensch spricht – es war stellenweise fast schon auf Seifenopernniveau (wobei ich vielleicht insgesamt 15 Minuten Seifenoper in meinem Leben gesehen habe und deshalb wenig qualifiziert bin, dies zu vergleichen). Speziell für mich als Vorarlberger war es auch ein bisschen störend, dass bei den Schauspielern gelegentlich der Akzent durchgeschlagen hat – und der war durchwegs alles andere nur kein Vorarlberger Dialekt.

Fazit: Respekt dem Herrn Bilgeri. Er schreibt das Buch, dreht und finanziert den Film selbst und das alles ist ein Novum für ihn. Dem Resultat sieht man absolut nicht an, dass es ein Erstlingswerk ist. Beeindruckend und sehr realitätsnah in Szene gesetzt, wenn auch etwas langatmig.

6.5/10

Der Atem des Himmels in der IMdB

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