Mittwoch, 18. März 2009

Filmrezension: Watchmen

watchmen

Wenn ein Comic den Titel Graphic Novel verdient hat, dann wahrscheinlich dieser. Jack Snyder (300) hat sich daran gemacht, diesen zu verfilmen und hält sich dabei eng an die bebildert literarische Vorlage.
In den 30er sind die ersten Comic-Superhelden erschienen und genau dort fängt das alternative Amerika aus Watchmen an. Anstatt die Superhelden den Comics zu überlassen, fangen Leute an sich so zu Kleiden und ihre Anschauung von Recht und Ordnung (Verbrecher verprügeln) auf der Straße mit Gewalt umzusetzen. Das klingt nicht sonderlich interessant und deswegen ist es auch nicht das Kernthema. Die Handlung spielt nämlich in einer Zeit, in der fast alle dieser Helden ihr Doppelleben an den Nagel gehängt haben. Alles was ihnen bleibt sind die Erinnerungen an frühere Zeiten, doch als der Comedian stirbt, wird es Zeit zu handeln.
Wer bei Watchmen auf jede Menge Action hofft, wird enttäuscht sein. Zwar sind die Actionszenen sehr schön gemacht und zeigen einen hohen Grad an Brutalität und roher Gewalt, der für die meisten Kinogänger sehr schockierend ist - nur einige Leute in der hintersten Reihe Mitte haben sich dabei bis hin zu Lachausbrüchen amüsiert. Dies weiß ich so genau, weil ich mit ein paar Kollegen auf diesen Plätzen saß (also nicht auf den Leuten, wir waren jene Leute).
Hauptsächlich beschäftigt sich der Film damit, was für Motive Leute dazu treiben sich zu kostümieren und auf Verbrecherjagd zu gehen, wie eine annähernd totalitäre Regierung dies versucht auszuschlachten und dass man sich seinen eigenen Dämonen stellen muss. Dabei ist ein unmittelbar bevorstehender Atomkrieg noch das Damoklesschwert, das einer bereits gebeutelten Gesellschaft noch den letzten Funken Hoffnung nimmt. Es gibt dabei noch einige weitere Themen, aber hier alles aufzuzählen würde dem Film seinen Reiz nehmen. Insgesamt muss man also mit einer Erwartungshaltung von intelligenter Unterhaltung in den Film gehen. Besonders empfehlenswert ist es dabei, wenn man sich schon einmal überlegt hat, dass diese Helden aus den Comic wohl in der Realität gar nicht so strahlend wären und welche Auswirkungen dies auf die Gesellschaft haben könnte.
Ich muss allerdings dazu sagen, ich habe die Comics gelesen, dies hilft dem Verständnis des Films ernorm, denn er lässt viele der Erklärungen aus den Comic weg und dann bleibt ein Produkt mit mehr Löchern als ein schweizer Käse übrig. Wenigstens riecht es nicht so stark und fühlt sich dennoch genau so rund an, denn der Stil des Films ist durchgehend sehr stimmig, bietet eine dichte Atmosphäre und gute Computereffekte. Optisch zwar zeitweise anders wie der Comic, aber irgendwie trotzdem nicht verkehrt.
Was Snyder mit diesem Film gemacht hat, ist eine Zusammenfassung des Comics in bewegten Bildern. Nicht mehr und nicht weniger und wer kein Problem mit "Style over Substance" hat, wird hier jede Menge Zucker für die Augen bekommen.

8/10

-> IMDb

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