Sonntag, 29. August 2010

Filmrezension: The Expendables

expendables

Nachdem der Film schon viel Publicity auf dem Blog bekommen hat, nochmals die Handlung zusammengefasst. Sylvester Stallone trommelte fast alle Actionhelden der 80er und 90er des letzten Jahrhunderts zusammen, um einen Film zu drehen, der die damaligen an Gewalt, Brutalität und Stumpfsinnigkeit noch weit übersteigen kann.
Die Handlung ist schnell erzählt, Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li und zwei Wrestler, die ich noch nie gesehen habe, sollen einen Diktator stürzen, der von Eric Roberts und Dolph Lundgren unterstützt wird. Dabei treten auch noch Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis auf und Mickey Rourke gibt den Moralonkel.
Zugegeben, das ist eine Auflistung des Casts und nicht der Handlung, aber das ist auch schon das Problem von Expendables, es lebt von bekannten Actiongrößen und möchte eben alle in einem Film vereinen. Natürlich muss dazu jeder Charakter ein wenig eingeführt werden, was uns einige Szenen bringt, die man sonst unter der Rubrik Deleted Scenes auf der DVD findet und im Prinzip nur aus sinnlosem Gelabere bestehen.
Das ergibt aber noch ein weiteres Problem, es sind zuviele Leute involviert und jedem muss natürlich eine gewisse Screen-Time spendiert werden, weswegen die Handlung eigentlich ein bisschen auseinander bricht und man nicht so recht weiß, wer in dem Film jetzt der Held ist, mit dem sich der Zuseher assozieren und mitfiebern kann - hätte Schwarzenegger einen größeren Part, wäre das ganz klar.
Vor allem war für Filme wie Cliffhanger, Rambo, Predator, Commando und noch viele andere Vertreter eigentlich typisch, dass zuerst kurz der Charakter mit einer simplen unmittelbaren Motivation eingeführt wird, sowie sein Gegenspieler, dem er am Ende gegenübersteht. In der Zeit bis er von A nach B gelangt, stehen viele Handlanger im Weg, die er mit zunehmend größerem Kaliber aufs Korn nimmt. Währenddessen findet er noch mehr über seine Gegner heraus und treibt so die Handlung voran, zusammen mit einem Sidekick, den er im Verlauf des Films kennen lernt. Bei Expendables passiert aber die Charaktereinführung den ganzen Film über, fällt aber nur für Jason Statham halbwegs interessant aus. Durch diese Entscheidung wird allerdings das Tempo das Films komplett zerrissen. Dazu gibt es immer wieder bemüht moralisch tiefgründige Gespräche, die Dramatik bieten sollen, aber das Tempo nur weiter unruhig werden lassen und schlichtweg langweilig sind. Somit dümpelt bis auf eine Actionsequenz der Film in der ersten Hälfte ziemlich seicht dahin, mit bemüht dramatischem Tiefgang, der allerdings uninspiriert und langweilig ausfällt.
In der zweiten Hälfte ist dann Regisseur Stallone wohl doch eingefallen, dass der Film erstens nicht nur von Statham und ihm handeln soll und das Zielpublikum gewaltige Action erwartet, die weder sinnvoll noch logisch sein muss und genau das wird dann auch geboten und zwar großartig.
Obwohl der Cast bis auf Li und Statham aus durchwegs älteren Kalibern besteht, merkt man das nicht, die "Helden" sind immernoch derb muskulös, wie eh und je und schauen auch noch nicht pensionsreif aus. Die Kämpfe sind eine gute Mischung aus Schusswaffen, Nahkampf und Schusswaffen im Nahkampf mit flotter Inszenierung. Da wird ordentlich ausgeteilt und eingesteckt und man kann durch die gute Kameraführung jedem Schlag die gewaltige Kraft förmlich ansehen.
Die zweite Hälfte bietet somit ordentliches "Bubenkino", große mit großen Muskeln bepackte Männer, dreschen gewaltig aufeinander ein, nieten mit Großkaliber Waffen reihenweise Handlanger um, bewahren immer einen kühlen Kopf und werden nie getroffen. Dazu haben sie noch coole Sprüche auf Lager und jagen mehr Zeug in die Luft als nötig wäre. Das ist dabei unterhaltsam verpackt und arbeitet schön auf den Showdown hin. Der Film findet also somit schön zu den "Vorvätern" dieses Genres zurück.
Stallone hat es dort geschafft, die rohe Inszenierung vergangener Jahrzehnte auf ein heutiges Niveau zu heben ohne den Spass zu mindern. Jeder Charakter hat dabei noch seinen etwas eigenen Kampfstil und mindestens einen Kampf, in dem er zeigen kann, was er drauf hat. Die Kampfgeräusche dröhnen dabei auch extrem kraftvoll aus den Lautsprechern und lassen den Film damit zu einem stumpfsinnigen, aber gewalttätigen Erlebnis werden und den ganzen Film über, findet es auch endlich einmal niemand nötig, einen Schalldämpfer zu verwenden.
Stallone hätte also die erste Filmhälfte auf vielleicht 15 Minuten zusammenkürzen und stattdessen mit seinem Team der Expendables den ganzen Inselstaat zerlegen sollen, dann wäre genug Screentime für alle dabei gewesen und es hätte auch keine langweiligen Passagen gegeben.

Fazit: Im Mittel gesehen ist Expendables nur ein mäßiger Actionfilm mit unnötiger Dramatik und zuvielen sinnlosen uninspirierten Dialogen; die zweite Hälfte für sich allein genommen ist allerdings ein absolut großartiger Actionfilm, der simpel gestrickt ist, aber durch ein konstant steigendes Tempo den Zuschauer fesselt.

Gesamt: 6.5
Zweite Hälfte: 8

-> IMDb

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